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Ortler 15.07. - 16.07.17

König Ortler 3905m

ETWAS HOLPRIGER START

 

Nach dem Gipfelversuch am Cevedale, welcher leider wetterbedingt nicht geklappt hat, waren wir total durchnässt und haben uns in Sulden in einem Hotel einquartiert um die ganzen Sachen trocknen zu können. Die warme Dusche und das Frühstücksbuffet genossen wir natürlich auch.

Nach dem ausgiebigen Frühstück traf ich mich mit meinem Seilpartner am Treffpunkt. - Ursprünglich waren wir zu dritt, dann doch wieder nur zu zweit. Dieses Spiel sollte dann bis zum Abend auf der Hütte weiter gehen, bevor wir dann doch nur in der Zweierseilschaft gehen sollten.

Nach einer netten Unterhaltung packten wir geschwind unsere Rucksäcke und machten uns gegen Mittag gemütlich auf den Weg nach oben. Erstes Ziel sollte die Tabarettahütte sein. Das Wetter war nicht zu heiß und nicht zu kalt und für einen Aufstieg genau richtig. Bald konnten wir die Nordwand des Ortler mit seinem Eispanzer erblicken. Was für ein imposanter  und beeindruckender Berg und doch zugleich etwas furchteinflößend zugleich.

Am Fuße der Nordwand sind auch einige Gedenktafeln der abgestürzten Bergsteiger zu sehen. Erschreckend wie jung diese Menschen alle waren. Fast alle in meinem alter und teilweise sogar jünger. Wir steigen weiter auf normalem Wanderweg zur Tabarettahütte auf. Die Payer-Hütte ist immer im Blick. Ich nehme das Seil meines Partners auf und mache mich alleine auf den Weg weiter in Richtung Payer-Hütte. Mein Seilpartner entschied sich für den schweren Klettersteig, welcher von der Schwierigkeit bis E geht. Für mich mit meinem gebrochenem Finger und schwerem Gepäck dann doch etwas zu heikel.

Mein Weg zur Payerhütte führt mich auf sehr schmalem und doch abschüssigem Weg stetig bergauf. Die Ausblicke lassen erahnen, wie es wohl am Gipfel sein muss. Einfach nur schön. Ich bleibe immer wieder stehen um das beeindruckende Panorama genießen zu können. Der Gletscher des Ortler fesselt mich mit seiner großen Abbruchkannte und den Schnee bedeckten steilen Hängen. Bergsteiger sind zu erkennen. - Da geht es morgen hoch? Schaffe ich das? Wird das Wetter mitspielen? - So lasse ich meine Gedanken schweifen und steige weiter zur Payerhütte auf.

 

ÜBERNACHTUNG AUF DER PAYER-HÜTTE

 

Dort, auf etwas knapp 3000m angekommen, war es doch recht frisch. In der Stube sitzend, schlürfte ich einen warmen Tee und wartete auf meinen Seilpartner, der noch im Klettersteig war. Ich hatte einen Platz direkt am warmen Ofen und konnte die Bergsteiger aus aller Welt beobachten und lauschte den Gesprächen vom Gipfelaufstieg. Da ging die Tür auf und mein Seilpartner kam auch schon herein. - Wie wars? - Er erzählte mir vom Klettersteig und den Schwierigkeiten welche jemand in der Wand hatte. Wir aßen gemeinsam Kuchen und bezogen unser Lager bevor wir anschließend unsere Sachen für den Gipfel packten und uns zum Abendessen in die warme Stube setzten. Nach der Stärkung legten wir uns ins eisig kalte Lager um zu schlafen. - Wir wollten vor allen anderen am nächsten morgen losgehen um an den Schlüsselstellen nicht im Stau zu stehen. Der Wecker sollte um 3:20 Uhr klingeln, was er dann auch tat. Die Nacht war kalt aber ich konnte trotzdem etwas schlafen.

 

ES GEHT LOS - DIE SPANNUNG STEIGT

 

Am morgen drängeln sich alle am einzigen Waschbecken und den zwei einzigen Toiletten auf der ganzen Hütte um schnell für den Aufstieg fertig zu sein. Wir verzichteten wie viele andere auf das Frühstück und gönnten uns einen Fitnessriegel und zogen Schuhe, Klettergurt und Helm an. Um 4:15 Uhr war es dann soweit. Wir machten uns im Schein der Stirnlampen auf Richtung Gipfel. Die ersten Kletterstellen ließen auch nicht lange auf sich warten. Wir gingen die meisten Kletterstellen ohne Seil. Die schwierigsten Stellen waren im III+ Grad nach UIAA. Im Schein der Stirnlampen konnte man die Tiefen erahnen, welche einen bei einem Ausrutscher oder Sturz erwarten sollten. Am sogenannten Wandl war dann eine Stahlkette vorhanden woran wir uns dann mit einer Bandschlinge sicherten. Der Aufstieg war aber zu keinem Zeitpunkt zu schwer für mich. Dennoch sollte man den Felsteil nicht unterschätzen und zu jedem Zeitpunkt konzentriert steigen und die Tritte und Griffe auf ihre Festigkeit prüfen.

 

Den Felsteil überwunden, wartete der Gletscher auf uns. Wir zogen Steigeisen an und bauten die Seilschaft auf. Ich ging als Seilerster. Es war kalt und der Schnee war schön hart gefroren. Es wurde immer steiler und man sah die großen Spalten, die unter unseren Füßen lagen. Teilweise über 5 Meter breit. - Rechts, Links, Pickel, Atmen, Pause - So gingen wir den steilsten Teil Step by Step nach oben. Oben angekommen wartete ein Plateau auf uns. Der Wind frischte auf und es war richtig Kalt. Die Spur war verweht und so suchten wir uns einen eigenen Weg um den Serac herum Richtung Gipfelaufbau. Es zog sich wie Kaugummi und es wurde nochmal etwas steiler, bevor wir am Gipfelgrat entlang liefen. - Wir haben es geschafft. :-) 

 

Das Wetter könnte nicht besser sein und der Ausblick war der absolute Hammer. Die Anstrengung war verflogen und so kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ich beobachtete die über 70 Bergsteiger, welche am Hintergrat im Stau standen und machte Fotos. Lange konnten wir allerdings nicht am Gipfel bleiben, da es einige Grad unter Null hatte. Wir machten uns an den Abstieg, welcher erneut einiges von uns verlangte. So mussten wir doch genau den gleichen Weg zurück gehen. An den Schlüsselstellen am Gletscher mussten wir einige Seilschaften, welche im Aufstieg waren vorbei lassen. Wir machten an der Biwakschachtel kurz Pause und seilten uns an einem Felsriegel auf den Gletscher ab. Nach diesem wartete der für mich schwerere Teil auf uns, der Felsteil.

So mussten wir doch alles was wir hoch geklettert waren jetzt in umgekehrter Weiße zurücklegen. An den schwierigsten Punkten seilten wir uns ab. Natürlich mussten wir auch etwas warten, da die Seilschaften vor uns auch im Abstieg waren. Und so kamen wir dann nach einiger Zeit wieder auf der Payerhütte an. Wir genossen die Sonne und machten uns am frühen Nachmittag an den Abstieg ins Tal.

 

DETAILS:

Charakter/Schwierigkeit: Kombinierte Hochtour mit Kletterpassagen bis III+ UIAA

Ausgangspunkt: Sulden am Ortler

Ausrüstung: Hochtourenausrüstung inklusive Abseilgerät

Hütten: Tabaretta-Hütte und Payer-Hütte

Zeit: Payerhütte-Gipfel ca. 3,5 Stunden

 

MEIN FAZIT

Die bis jetzt anspruchsvollste und schönste Hochtour. Die perfekte Mischung aus Fels und Eis. Toller Seilpartner mit dem ich hoffentlich noch öfters was unternehmen werde. - An dieser Stelle einen besonderen Dank an Felix.

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